Der Herr hat unsere liebe Schwester M. Traugott Unglert OSV.v.P. zu sich gerufen.

Sie wurde 98 Jahre alt und konnte vor zwei Wochen ihr 75. Professjubiläum im kleinen Kreis mit Dankbarkeit und Freude feiern.

Sr. M. Traugott stammte aus Lausers/Altusried. Noch am Tag ihrer Geburt wurde sie auf den Namen Theresia getauft. Nach der Volksschule verbrachte sie ein Jahr im elterlichen Haus, bevor sie ab April 1939 die Mädchenmittelschule in Klosterwald besuchte und mit der Mittleren Reife abschließen konnte. Zudem wurde hier ihr musikalisches Talent gefördert und ihre Begabung für Gesang und Gitarrenspiel geschult.

Nach dem Pflichtjahr, das sie wiederum zuhause ableistete, wechselte sie an die Frauenfachschule nach Augsburg. Ein einjähriges Praktikum im Anschluss ab März 1944 brachte Theresia zurück nach Klosterwald ins dortige Lazarett. Nach dem Krieg folgten ein halbes Jahr Dienst als Helferin in der Krankenpflege im Kreiskrankenhaus Ottobeuren, eine Zeit in der Nähschule in Kempten und schließlich die zweite Klasse der Frauenfachschule in Augsburg.

Bereits seit ihrer Volksschulzeit trug sich Theresia mit dem Gedanken, ein Ordensleben anzustreben. Mit ihrer sehr vielseitigen Ausbildung im Gepäck bat Theresia im Juni 1946 im Mutterhaus in Dießen um Aufnahme in unsere Gemeinschaft.  1948 schenkte sie ihr Leben dem Herrn in der ersten heiligen Profess. Zuerst wurde sie bis Januar 1952 in der Klinik Vincentinum eingesetzt. In dieser Zeit – im April 1951 – legte sie das Examen als Krankenschwester ab. Ab Januar 1952 wechselte Sr. M. Traugott ins Krankenhaus Pfronten, bevor sie ab Juni 1953 für weitere 11 Jahre ins Vincentinum zurückkehrte.

Ab 1964 begannen die Jahre, in denen Sr. M. Traugott ihre vielfältigen Fähigkeiten der Kongregation im Mutterhaus, zuerst in Dießen, dann in Augsburg, zur Verfügung stellte: 1964 übernahm sie das Amt der Novizenmeisterin, wie es damals genannt wurde, und damit die große Verantwortung, Generationen von jungen Frauen in das Leben, die Spiritualität und den Dienst der Barmherzigen Schwester einzuführen. Dies hat sie mit ihrer ganzen Kraft und Liebe getan. Ihr weites Wissen, das sie durch eine Theologische Ausbildung Ende der 60er Jahre noch ausbaute, war ihr dabei von großem Nutzen, und gleichzeitig war und ist es ihr persönliches Lebenszeugnis, das ihren Dienst über 24 Jahre hin zutiefst fruchtbar werden ließ.

Zusätzlich zu diesem verantwortungsvollen Amt wurde Sr. M. Traugott ebenfalls 1964 das Amt der Generalsekretärin übertragen. Bis 1994 übernahm sie die Aufgaben im Generalsekretariat vollumfänglich, ab da unterstützte sie tatkräftig.

Schließlich gab es noch die „Aufgaben ohne Aufgabenbeschreibung“, die untrennbar zu Sr. M. Traugott gehörten, etwa ihre Begabung, Gedichte zu verfassen, die die aktuellen Geschehnisse in Gemeinschaft, Bistum und Welt mit einem Schmunzeln kommentierten. Über viele Jahre hinweg brachte sie zu verschiedenen feierlichen Anlässen Theaterstücke auf die Bühne, mal ernst und tiefgründig, oft mit biblischen Motiven, mal humorvoll und aufheiternd. Dabei war sie Regisseurin, Bühnenbildnerin und Gewandmeisterin in einer Person, sie besetzte die Rollen mit den jeweils passenden Schwesterncharakteren und leitete mit Liebe zum Detail die Proben. Zudem sorgte sie durch eigenes Harmoniumspiel und Gesang, später durch die „Organisation“ der Kirchenmusik für eine würdige Gestaltung der Liturgie im Mutterhaus und der Feste rund ums Kirchenjahr innerhalb der Gemeinschaft.

In den Jahren des Mutterhausneubaus lebte Sr. M. Traugott im Konvent im Kloster St. Vinzenz in Dießen. Beim großen Umzug 2014 auf das Mutterhausgelände kam Sr. M. Traugott zuerst für einige Jahre in den Wohnbereich, später zog sie auf die Pflegestation um und konnte hier ihre gute, aufbauende Präsenz im Konvent einbringen. Erst eine schwere Erkrankung ließ ihre Kräfte Stück für Stück weniger werden, schränkte ihre Handlungsmöglichkeiten mehr und mehr ein und machte zuletzt den liebgewordenen Weg in die Kapelle zum stillen Gebet unmöglich. Deshalb fand am 3. Ostersonntag eine kleine, improvisierte und dabei doch sehr festliche Jubiläumsfeier in ihrem Zimmer statt, an der sie mit innerer Beteiligung und wacher Freude teilnehmen konnte. Nun hat der auferstandene Herr ihr Leben vollendet.

Wir sagen Sr. M. Traugott von Herzen Vergelt’s Gott für das Zeugnis ihres Lebens als Barmherzige Schwester, ihren frohen und selbstlosen Dienst, ihre unbeirrbare Treue zum Gebet und ihr tief innerliches Leben, ihre Liebe zu unserer Gemeinschaft und alle guten Begegnungen. Im Gedenken und im Gebet bleiben wir ihr tief dankbar verbunden.

Die Beerdigung findet am 09.05.2023, um 13.30 Uhr auf dem Hermanfriedhof statt. Der Gottesdienst wird um 14.30 Uhr in der Mutterhauskirche gefeiert.