Meine Berufungsgeschichte –
Sr. M. Stephanie

Ich hatte nie daran gedacht, ins Kloster zu gehen. Ich kannte keine Klosterfrauen näher und hatte auch keinen Kontakt zu irgendwelchen Klöstern.

Meine Interessen gingen in ganz andere Richtungen: Fußball, Eishockey, andere Kulturen kennen lernen und meine Arbeit im Kindergarten.

Doch es sollte anders kommen. Ich wuchs mit meinen Geschwistern religiös auf. Eine Schwester fuhr öfters zu Besinnungswochenenden zu den Barmherzigen Schwestern nach Augsburg. So war es auch an einem Wochenende im November: Als ich von der Arbeit nach Haus kam, saß sie ganz traurig und aufgeregt am Tisch. Ihre Zwillingsschwester, mit der sie fahren wollte, ist im letzten Augenblick abgesprungen. Nun fragte sie mich, ob ich als Ersatz mitfahren wollte. Sie war ganz begeistert von ihrer Idee, ich weniger. Was sollte ich in einem Kloster, noch dazu musste man einen Rock anziehen, ich trug nie welche. Nach langem Hin und Her sagte ich zu ihr: „Dieses eine Mal fahre ich mit, aber dann nie mehr!“

Nach der Zugfahrt und einigem Herumirren in Augsburg fanden wir „unser Kloster“. „Sieht aber eher wie ein Bürohaus aus“, dachte ich bei mir.

In der Pforte wurden wir freundlich empfangen und die Schwester fragte, ob wir zur Vesper wollen. Ich sagte noch, eine Brotzeit brauchen wir nicht … bis die Aufklärung kam, dass es sich um ein Gebet handelt!

Auf dem Weg zur Kapelle schoss es mir wie ein Blitz durch meinen Kopf: hier wirst du einmal sein. In der Kapelle hing ein riesengroßes Kreuz, das mich magisch anzog. Nun begann die Vesper, die das Abendgebet ist, keine Brotzeit. Beim Gemeinschaftsgebet kam wieder der Gedanke: Du wirst es auch einmal beten.

An diesem Wochenende lernte ich eine andere Welt kennen, die mich faszinierte, und doch wollte ich weit weg. Mehrere Jahre dauerte mein innerer Kampf. Er ließ mich nicht mehr los. Ich kam immer wieder. Am 12. 9. 1984 trat ich ein. Ich lebe nun schon über 34 Jahre im Kloster und kann heute wie Paulus sagen: Was mir damals ein Verlust war, ist heute ein Gewinn.