Die Räte des Evangeliums

Ziel unseres Lebens als Barmherzige Schwestern ist die immer tiefer werdende Beziehung zu Jesus Christus, das Sich-Einlassen auf Gottes Heilsplan für jede einzelne und auf seine liebende Vorsehung für die ganze Gemeinschaft.
Inwieweit ein Mensch die Gelübde leben kann, hängt davon ab, wie tief und mit welcher Freude, Liebe und innerer Freiheit er mit Jesus Christus, mit Gott Vater und dem Heiligen Geist verbunden ist.
Was sind Gelübde? Es sind die evangelischen Räte Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam um des Himmelreiches willen. Jesus hat sie uns vorgelebt: Er war gehorsam gegenüber seinem Vater, arm (er hatte keine Bleibe und war stets auf Wanderschaft) und ehelos (er hat sich frei gehalten von Ehe und Familie). Wir wollen in unserer Zeit so leben wie er. Die evangelischen Räte sind uns gottgeweihten Personen nicht aufgezwungen, wir entscheiden uns freiwillig, sie als eine Art Geländer, als Halt, anzunehmen und danach zu leben. Sie  ermöglichen letztlich innere Freiheit.

Armut: Gott sorgt für mich in jeder Lebenssituation und regelt auch zum Guten, was uns Menschen oft unmöglich scheint. Mit dem Gelübde der Armut verbinde ich das unbedingte Vertrauen, dass Gott mir gibt, was ich leiblich, geistlich und seelisch für ein gelingendes Leben und für meinen Dienst an den Menschen brauche.
Armut bedeutet, dass ich nicht alles haben muss, was ich mir wünsche. Ich will einfach und möglichst anspruchslos leben. Von der Gemeinschaft bekomme ich für meinen Beruf und meinen Arbeitsbereich alles, was dazu nötig ist. Was ich durch meine Arbeit verdiene, gehört der Gemeinschaft, damit diese leben und gute Werke tun kann.

Ehelose Keuschheit: Jesus liebt mich sehr, meine Antwort ist wieder Liebe. Wenn ich ihn von ganzem Herzen liebe, schenkt er mir die Gnade, mein Bedürfnis nach menschlicher Nähe und sexueller Begegnung so zu beherrschen, dass ich Versuchungen widerstehen kann.  Das Gelübde der ehelosen Keuschheit umfasst weit mehr, als nicht zu heiraten, eine eigene Familie zu haben und ohne Sex zu leben. Es hilft, zu erkennen, dass mein größtes Glück Gott selber ist und meine Sehnsucht nach erfülltem Leben nur durch ihn gestillt werden kann.

Gehorsam: Jesus Christus hat sich auf Erden immer wieder in die Einsamkeit zurückgezogen, um mit seinem Vater zu reden. Er hat Gott nach seinem Willen gefragt, und um die Kraft, tun zu können, was gerade „dran“ ist bei seiner Sendung.
Er war seinem Vater gehorsam, ja gehorsam bis zum Tod.
Ich glaube, dass Gott einen Heilsplan für mein Leben hat. Oft fällt es mir schwer, seine Stimme zu erkennen und dann auch zu tun, was er will. Eine Bestätigung durch die Kirche und durch Menschen ist ermutigend und hilfreich. So glaube ich, dass Gott auch durch meine Vorgesetzten spricht und so, wie sie sagen und entscheiden, will ich das im Gehorsam mittragen. Das Gelübde des Gehorsams ist meine Entscheidung, mich  Gott und meiner Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.