Im strahlenden Licht des Weihnachtstages durfte Schwester M. Clothilde Harder erfahren, dass die Zeit des adventlichen Wartens vorbeigegangen war und der Herr zu ihr kam, um sie heimzuholen. Sie hatte im August dieses Jahres ihren 90. Geburtstag gefeiert, und stand im 70. Jahr ihrer Profess.

Sr. M. Clothilde wurde 1934 in Niederraunau, heute ein Stadtteil von Krumbach, als jüngste Tochter des Landwirts Johann Harder und seiner Frau Kreszenz geboren und drei Tage später in der dortigen Pfarrkirche auf den Namen Maria getauft.

Sie wuchs mit drei Geschwistern auf, aber die Familie blieb von Schicksalsschlägen nicht verschont. Der Vater verunglückte, als Maria 7 Jahre alt war, ein Bruder fiel im Krieg.

Vielleicht trugen diese Erfahrungen dazu bei, dass Maria schon in der Kindheit den Gedanken in sich hegte, sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen.

Zunächst besuchte sie die Volksschule, anschließend die landwirtschaftliche Berufsschule in Krumbach. Bereits im Juni 1949 verließ sie ihr Elternhaus, um im Kreiskrankenhaus Krumbach „in Stellung“ zu gehen. Fast zwei Jahre lang arbeitete sie in der Hauswirtschaft mit, bevor sie aus familiären Gründen nochmals nach Hause zurückging.

Dann war der Moment gekommen, der Berufung in unsere Gemeinschaft Folge zu leisten. Am 28. Dezember 1951 trat Maria in Dießen ein und absolvierte zunächst die Ausbildung zur Krankenschwester, die sie 1953 mit dem Examen abschloss. 1954 wurde sie eingekleidet und erhielt den Schwesternnamen M. Clothilde. Nach einjährigem Noviziat legte sie 1955 ihre erste heilige Profess ab.

Danach war Sr. M. Clothilde in vielen unterschiedlichen Filialen eingesetzt: zunächst bis März 1957 im Vincentinum, dann bis Juni 1960 im Westkrankenhaus. Für knapp vier Jahre kam sie in die Privatklinik Josephinum in München, dann ins Kreiskrankenhaus Obergünzburg. Von Mai 1965 bis zum Jahresanfang 1974 war sie für einen längeren Zeitraum in der Klinik Dr. Liebl in Ingolstadt tätig. Nach einem Abstecher nach Markoberdorf führte ihr Weg zurück ins Josephinum, wo sie bis 1986 blieb. Von September 1986 bis September 1995 wirkte Sr. M. Clothilde im Caritas-Altenheim in Partenkirchen in der Altenpflege. Hier hatte sie die Berge, zu denen sie eine große Liebe hatte, sozusagen in Reichweite. Zu Beginn ihrer Klosterjahre war sie auf großen Touren unterwegs gewesen, von denen sie später gern erzählte. Von Partenkirchen aus führte ihr Weg schließlich zu ihrem letzten Einsatzort, dem Kloster St. Vinzenz in Dießen, wo sie die altgewordenen Mitschwestern versorgte. Dann war auch für sie die Zeit des Ruhestands gekommen: 2014 zog sie mit den Dießener Mitschwestern in den Pflegebereich auf dem Mutterhausgelände um.

Nach dem Umzug hatte Sr. M. Clothilde einige schwere Krankheitsphasen durchzustehen. So ging es ihr 2018 wirklich schlecht, aber sie wollte die Priesterweihe ihres Verwandten André Harder noch erleben. Nachdem er sie besucht und ihr den Primizsegen gespendet hatte, kam sie im wahrsten Sinn des Wortes wieder auf die Füße. Diesmal jedoch führte die Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Situation dem endgültigen Ziel entgegen. Am Vormittag des 25. Dezember 2024 durfte sie ihr Leben dem menschgewordenen Herrn zurückgeben.

Wir danken Sr. M. Clothilde für ihr treues Festhalten an ihrer Berufung zur Barmherzigen Schwester, für alles Gute in der Gemeinschaft, ihr Gebet und ihr Opfer. Im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit bleiben wir ihr verbunden.

 

Die Beerdigung findet am Donnerstag, 02.01.2025, um 13.00 Uhr auf dem Hermanfriedhof statt.
Der Gottesdienst wird um 14.00 Uhr in der Mutterhauskirche gefeiert.